Komplotte und Konspi­ra­ti­o­nen. Popu­la­ri­sie­rung von Wissen­schaft und Mittel­al­ter in Dan Browns Sakri­leg

Cover von Dan Brown’s Sakrileg
Working Paper Series

no. 18

14.01.25
  • Markus Steinmayr

Markus Steinmayr ist Wissen­schaft­licher Mitarbeiter am Institut für Germanistik der Universität Duisburg-Essen

Inhalt

Der Aufsatz entwickelt die These, dass wir es in Dan Browns Sakrileg mit einer eigen­tümlichen Form von Mittel­alter­lich­keit und von Wissen­schafts­popu­larisie­rung in Form eines Gegen­warts­thrillers zu tun haben. Das Geheimnis um den Gral, das nicht von vielen oder von niemandem beachtet werden durfte, wird durch die katho­lische Kirche depopu­larisiert und dekano­nisiert. Es entsteht ein Bild von Wissen­schaft das gerade der Wieder-, nicht der Entzau­berung der Welt dient. Dieser Wissens­popu­larisie­rung entspricht auf der Seite der ‚Wissens­verarbei­tungs­modi‘ die Figur des Auto­­didakten, der die Lektüre von Dan Browns Sakrileg als Erweckungs­erlebnis feiert und ihn so popula­risiert. Die Verschwö­rungs­thematik bei Dan Brown gehört zur erzählten Welt, weil wir es auf beiden Seiten – der Verschwör­ung des Opus Dei aus Sicht der Aufklärung und der Verschwö­rung der Prieuré de Sion aus Sicht des Katho­lizismus – mit der narrativen Inszenie­rung von ‚Halb­wahr­heiten‘ zu tun haben, die für die innere Kohärenz der Geschichte sorgen. Abschließend weitere Gedanken zur Präsenz des populären Wissens vom Mitte­lalter in der Literatur­geschichte und im Gegen­warts­­roman entwickelt.

Schlagwörter: Dan Brown’s Sakrileg, Verschwörung, Thriller, Medie­va­lismus, Gral, populäres Wissen


The essay argues that Dan Brown’s The Da Vinci Code represents a unique blend of medie­valism and the popula­rization of science, framed within the context of a modern thriller. The so-called “secret” of the Grail, which was once shrouded in mystery and reserved for a select few, is effec­tively depopu­larized and decanonized by the Catholic Church. In doing so, the novel presents science not as a force of disenchant­ment, but as a means of re-enchanting the world. This popula­rization of knowledge aligns with the figure of the auto­didact, who finds in The Da Vinci Code an awakening experience, further contri­buting to the novel’s wide­spread appeal. The theme of conspiracy in The Da Vinci Code is integral to its narrative, with the conflict between the Opus Dei faction (from an Enlighten­ment perspec­tive) and the Priory of Sion (from a Catholic stand­point) serving as the back­drop. Both conspi­racies rely on the mani­pulation of “half-truths,” which help main­tain the story’s internal coherence. Ultimately, the essay also explores the signi­ficance of medieval know­ledge in contem­porary litera­ture, reflec­ting on how such themes are woven into the fabric of modern narrative and literary history.

Keywords: Dan Browns The Da Vinci Code, conspiracy, thriller, medie­valism, grail, popular know­ledge, popular science

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Zitierweise

Steinmayr, Markus (2025): „Komplotte und Konspirationen. Popularisierung von Wissenschaft und Mittelalter in Dan Browns Sakrileg“. Working Paper SFB 1472, no. 18. DOI: https://doi.org/10.25819/ubsi/10623.