SFB-Plenum Mai: Jan Süsel­beck (Trond­heim)

Vortrag

15. Mai 2025
12:00 – 14:00 Uhr
US-S 002 (Seminarzentrum Obergraben)

Im Mai ist Prof. Dr. Jan Süselbeck (NTNU Trondheim) zu Gast in unserem Plenum und hält einen Vortrag mit dem Titel „Litera­rischer Anti­semi­tismus. Emotio­nalisie­rungs­strate­gien und ihr Wirkungs­poten­zial von 1781 bis zur Gegen­wart“.
Das Plenum wird dieses Mal in Kooperation mit der Veran­stal­tungs­reihe „s.t. – Vorträge zur Lite­ratur- und Kultur­theorie“ der Professur für Germa­nistik – Neuere deutsche Lite­ratur: Histo­rische Seman­tik (Prof. Dr. Nacim Ghanbari) veran­staltet.

Im Zentrum dieser Vorstellung eines aktuellen Buch­projekts steht die These, dass der phan­tasma­tische Cha­rakter des moder­nen Anti­semitis­mus in litera­rischen Texten weiter­ent­wickelt wurde. Dies liegt an der beson­deren Emotio­nali­sierungs­kraft von Fiktio­nen: Nicht nur frühanti­semi­tische Hetz­schrif­ten, patrio­tische Pam­phlete oder sogar eine philo­semiti­sche Schrift wie Chris­tian Wilhelm Dohms Ueber die bürger­liche Ver­besse­rung der Juden (1781/1783), die alle­samt mit frei erfun­denen juden­feind­lichen Narra­tiven, Skrip­ten oder Pathos­szenen hantier­ten, konnten des­halb vom 19. Jahr­hun­dert bis heute zur Inspi­ration für moderne Anti­semiten werden – son­dern auch die schöne Lite­ratur als ästhe­tischer Kata­lysator einer kom­plexen und oft impli­ziten Evoka­tion anti­semiti­scher Affekte.

Jan Süselbeck ist seit 2021 Professor für deutsch­sprachige Kultur­studien an der Tech­nisch-Natur­wissen­schaft­lichen Univer­sität Norwe­gens (NTNU) in Trond­heim. Er studierte und promo­vierte an der Freien Univer­sität Berlin, anschlie­ßend war er ab 2005 wissen­schaft­licher Mitar­beiter an der Philipps-Univer­sität Marburg. 2012 habili­tierte er sich dort mit einer Studie zu den emotio­nalen Effekten litera­rischer und audio­visu­eller Kriegs­darstel­lungen vom 19. bis zum 21. Jahr­hun­dert. Ab Mai 2012 war er als wissen­schaft­licher Mitar­beiter, zeit­weise auch als Ver­tretungs­profes­sor, an der Univer­sität Siegen tätig. Von 2015 bis 2020 lehrte er als Asso­ciate Professor of German Studies auf einer vom DAAD geför­derten Stelle der Univer­sity of Calgary in Alberta, Kanada.
Jan Süselbecks Forschungs­schwer­punkte sind Emo­tions­forschung, Reprä­senta­tionen des Krieges, Litera­rischer Anti­semitis­mus, Lite­ratur nach Auschwitz, Gene­ration Studies, Gegen­warts­literatur, Lite­ratur­vermitt­lung in den Medien, Film- und Theater­wissen­schaft.