Vortrag

13. November 2025
18:00 – 19:30 Uhr
US-C 115 (Unteres Schloss)

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem FORUM Siegen

Es habe eine Aufbruchstimmung geherrscht, eine Zeit „manischer Lese­lust und Theorie­süchtig­keit“. So beschreibt Kurt Groenewold die west­deutschen 1970er-Jahre. Der Ham­burger Rechts­anwalt ist einer der bekann­testen Figuren der Zeit um 1968. Als Anwalt vertei­digte er Aktivisten der linken Szene. Er war der Anwalt von Karl Heinz Roth (Sprecher des SDS in Hamburg), vertei­digte die Studenten 1968 nach einem Happening, bei dem sie den Sturz des Wissmann-Denk­mals vorberei­teten. Er hat Erich Fried vertreten und Hein­rich Böll als Sach­verstän­digen dazu geladen. 1969 war Kurt Groene­wold der Anwalt von Ulrike Meinhof und vertei­digte später im Stamm­heimer Prozess gegen die Rote Armee Fraktion (RAF) alle Ange­klagten. 1975 wurde er von der Vertei­digung ausge­schlossen und erhielt ein vorläu­figes Berufs­verbot, das 1981 aufge­hoben wurde.
Mit Böll und Rudi Dutschke gehörte er außer­dem zum Beirat des Kurs­buch Verlags, er war von 1968–1971 an der Mani­fest Buch­hand­lung Hamburg beteiligt, und in den 1970er-Jahren kamen Verlags­beteili­gungen bei Attica, Syndikat, Rotbuch und der Europä­ischen Verlags­anstalt hinzu. Als Autor schrieb er 1969 einen eigenen Beitrag für Kapita­lismus und Presse­freiheit. Am Beispiel Springer für die Reihe „res novae provo­kativ“ der Europä­ischen Verlags­anstalt.
Heute ist Kurt Groene­wold 88 Jahre alt und der erste Gast in der Expert:innen­runde „Verlags- und Marke­ting­strate­gien“ des SFB „Trans­forma­tionen des Popu­lären“. Im Gespräch am 13. November wird es um politi­sche Leser:innen, die Popu­larität wissen­schaft­licher Texte, „linke", kritische Verlage, kritische Lektor:innen, Kollektiv­verlage und das Raub­drucken gehen. Und um die Zeit um 1968, in der, wie Kurt Groene­wold sagt, wissen­schaft­liche Literatur „der Schlüssel zur Welt“ gewesen sei.