Wissenschaft im bundesrepublikanischen Taschenbuch 1955–1980
B01
Leitung
Mitarbeit
Ehemalig
Prof. Dr. Ute Schneider (Co-Teilprojektleiterin)
Allyn Heath (Wiss. Mitarbeiter)
Unser Teilprojekt (Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Buchwissenschaft) geht von der Hypothese aus, dass sich mit der Verbreitung wissenschaftlicher Texte im Taschenbuch Gehalt und Gestalt wissenschaftlichen Wissens transformieren. Seit Leser:innen in der Bundesrepublik am Bahnhofskiosk oder im Warenhaus auch Taschenbücher wie Schelskys Soziologie der Sexualität (1955), C. F. v. Weizsäckers Atomenergie und Atomzeitalter (1957) oder Georgiades’ Musik und Rhythmus bei den Griechen (1958) für 1,90 DM kaufen konnten, beginnt das Taschenbuch, seinen Makel als Verbrauchsbuch oder reine Unterhaltungslektüre zu verlieren. Zugleich müssen sich die Urheber wissenschaftlichen Wissens, deren Renommee bis dahin nicht an die Absatzzahlen ihrer Werke geknüpft war, quasi über Nacht mit den Bedingungen exoterischer Verbreitung vertraut machen: Schelskys Taschenbuch verkaufte sich allein im Erscheinungsjahr über 30.000 mal. Anders als die Wissenschaftspopularisierung im Kaiserreich oder z. Zt. der Weimarer Republik bietet das Nachkriegstaschenbuch keine vereinfachte oder verständlich gemachte Populärversion des Wissens mehr – und das paradoxerweise gerade, weil es alle Anzeichen eines Markenartikels trägt und seine Popularität ausstellt. Untersucht wird dieser Zusammenhang mit Blick auf drei zentrale Akteursgruppen: die Wissenschaftler:innen bzw. die Autor:innen wissenschaftlicher Texte; die Verlagsakteure, die über Themen, Schreibweisen, Ausstattung und Vertrieb der Wissenschaft im Taschenbuch entscheiden; die Leser:innen, die teils erst durch die Publikationsform Taschenbuch in den Adressatenkreis wissenschaftlicher Texte inkludiert werden und die Appropriation wissenschaftlichen Wissens nicht zuletzt paratextgeleitet betreiben.
Das Projekt zielt auf eine quellenbasierte Rekonstruktion dieser Verbreitungsgeschichte wissenschaftlichen Wissens am Beispiel von Taschenbuchreihen sowohl in Publikums- wie in Wissenschaftsverlagen (S. Fischer, Oldenbourg, Francke, Vandenhoeck & Ruprecht).
Veranstaltungen
Als die Geisteswissenschaften populär waren
Workshop
27. & 28. September 2023
Herrengarten 3
AH-H 217/218
Potenziale und Herausforderungen der Umkehr der Beweislast
Workshop
23. – 24. Februar 2023
Ort: AH-A 217/18
Consulting Scholars
Workshop
07 . September 2022
9:30 – 16:30 Uhr
Ort: Vortragssaal des Museums für Gegenwartskunst
Unteres Schloss 1
57072 Siegen
Publikationen
Augenmaß. Zur Ästhetik politischer Entscheidung
Podcast
Problematisch populär
no. 13
Die Bücher des Wissens in der Fischer Bücherei. Eine kommentierte Bibliografie (1952–1970) (2024)
Andere wissenschaftliche Publikation
weiter lesenHans Altenhein: Das Taschenbuchprojekt. Gesammelte Schriften (1964–2017) (2024)
Peer reviewed / Buchveröffentlichung
weiter lesen„Wendepunkte der Weltgeschichte“. Über Anfang und Ende der Janus Bücher aus dem Oldenbourg Verlag (2024)
Peer reviewed / Buchveröffentlichung
weiter lesenBildung – Taschenbuch – BRD. Westdeutsche Leser:innen erzählen (2024)
Peer reviewed / Buchveröffentlichung
weiter lesenPopuläre Wissenschaft. Das „Fischer Lexikon A–Z“ im Taschenbuchmarkt der frühen Bundesrepublik (2024)
Andere wissenschaftliche Publikation
weiter lesen„Scheindemokratie“. Adorno zu Ranglisten und Taschenbüchern (und wie er selbst zum ersten Mal ins Taschenbuch kam) (2024)
Peer reviewed / Buchveröffentlichung
weiter lesenWas sollen die Westdeutschen lesen? Eine Debatte um bibliothekarischen Bestandserwerb in „Bücherei und Bildung“ (1951–54) (2023)
Peer reviewed / Buchveröffentlichung
weiter lesenGetting Noticed by Many: On the Transformations of the Popular (2023)
Peer reviewed / Buchveröffentlichung
weiter lesenEva Gilmer und Alexander Roesler: Das geisteswissenschaftliche Sachbuch heute
Podcast
no. 5