Podcast

Problematisch populär
no. 13

04.02.25

Abonnieren: RSS Feed, Spotify, Apple, Google

Aufnahme und Postproduktion: Johannes Hoffmann

Christian Metz im Gespräch mit Jörg Döring und Maren Lickhardt

Problematisch populär sind in der politi­schen Kommuni­kation Sprach­bilder, die das Sehen themati­sieren: „mit Weit­blick“ handeln, „umsichtig“ sein, „auf Sicht fahren“, „nur geradeaus schauen“. Beson­ders beliebt ist seit Max Webers Politik als Beruf (1919) die Rede vom politi­schen Handeln „mit Vernunft und Augen­maß“. Über „Vernunft“ sind schon regal­meter­weise Abhand­lungen geschrieben worden. Vom „Augenmaß“, das Politi­ker so gern sich selbst attes­tieren, handelt jetzt das neue Buch Augenmaß. Zur Ästhetik politischer Entscheidung (Berlin: Matthes & Seitz 2025) des preis­gekrönten Literatur­wissen­schaftlers Christian Metz. Was er vorlegt, ist – wie er es nennt – eine „Kultur­poetik des politisch Plausi­blen“.
Jörg Döring und Maren Lickhardt sprechen mit ihm über die Ästhetik von Angela Merkels Selbst­inszenie­rung, über Augen­maß als Ethos­formel, über Bettine von Arnims Sticke­reien, über Sulzers Genie-Ästhetik der Freihand-Zeichnung mit Augen­maß, über Kants Erstaunen über die Schweizer Gebirgs­kinder, über Clause­witz’ Augen­maß in der Kriegs­kunst, über Max Webers Bohren harter Bretter, über Robert Habecks Instagram-Inszenie­rung als politischer Entscheider am Küchen­tisch.

(00:00:00 – 00:05:52)
Intro: Der Gast und sein Buch

(00:05:52 – 00:08:07)
Ein Buch über Augenmaß im Zeitalter der politi­schen Disrup­tion?

(00:08:07 – 00:12:14)
Was macht die Rede vom Handeln „mit Augen­maß“ so attraktiv für die politi­sche Kommuni­kation?

(00:12:14 – 00:18:13)
Wie entfaltet sich die Schön­heit von Angelas Merkels Selbst­insze­nierung?

(00:18:13 – 00:20:20)
Was heißt Ethosformel?

(00:20:20 – 00:23:33)
Das Augenmaß als Körpertechnik

(00:23:33 – 00:26:33)
Was meint „Genealogie“ des Augenmaßes?

(00:26:33 – 00:31:57)
Was hat weibliche Handarbeit „mit Augenmaß“ um 1800 mit Geschlechter­zuschreib­ung zu tun?

(00:31:57 – 00:36:57)
Das geistige Sehen des Genies bei Sulzer

(00:36:57 – 00:41:16)
Was erstaunt Kant an den Schweizer Kindern?

(00:41:16 – 00:46:23)
Augenmaß auf dem Feld­herrn­hügel und mitten im Schlacht­getümmel (Clausewitz)

(00:46:23 – 00:53:07)
Webers Prunkzitat: Von den drei Eigen­schaften des Berufs­politi­kers

(00:53:07 – 00:58:47)
Mit Robert Habeck im sozial­media­len Maschinen­raum des Entschei­dens

(00:58:47 – 01:04:29)
Zum Klappentext: „Die Rhetorik des Augen­maßes entfaltet ihr Gift tröpfchen­weise“

(01:04:29 – 01:07:37)
Schluss: Was bedeuten Praktiken der Münd­lich­keit für geistes­wissen­schaft­liches Arbeiten?


Christian Metz, 1975 geboren, ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der RWTH-Aachen; Literatur­kritiker für die F.A.Z., den Deutsch­land­funk und 3sat. 2020 wurde er mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik ausge­zeichnet. Forschungs­schwer­punkte: Narrato­logie, Literatur- und Medien­theorie, Gegen­warts­literatur, Gefühls- und Empfin­dungs­kulturen im Aufein­ander­treffen von Literatur, Biologie und Philo­sophie. Jüngste Buch­veröffent­lichungen: Poetisch Denken. Die Lyrik der Gegenwart (2018), Kitzel. Genealogie einer menschlichen Empfindung (2020), Beugung. Poetik der Dokumentation (2020).

Christian Metz und sein Buch Augenmaß