Musik und Protest. Befrei­ungs­lie­der als Ressource und kultu­relle Form im heuti­gen Südafrika (2024)

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Inhalt

Wie und warum kann das Singen von Befreiungsliedern politisch wirken? Wir zeigen, dass Befreiungslieder eine symbolisch relevante Zäsur, die die Bedeutung einer Situation verändert, herbeiführen, (disruption) oder auch nur einen fortdauernden Prozess unterbrechen können (interruption). Während erstere Wirkung auf die symbolische Macht von Liedern und ihrer Performance verweist und nur durch eine eingehende Beschäftigung mit ihren Bedeutungsebenen erfasst werden kann, verweist zweitere auf ihre strukturelle Macht als Klang oder Sound der auf eine Situation auditiv einwirkt. Wir argumentieren dementsprechend, dass ein interpretativer Ansatz, der die Affordanzen oder Bedeutungsebenen konkreter Performances erfasst, zentral ist, um die Wirkmächtigkeit von Musik als Ressource sozialer Bewegungen zu erklären. Zudem entkräftet unsere These, dass die politische Macht von Befreiungsliedern in ihrer performativen Wiederholung begründet liegt, essenzialisierende Herangehensweisen, die (implizit) annehmen, dass sich afrikanische Musikalität oder Musikalität in Afrika genuin von Musikalität andernorts unterscheide.


How and why does the singing of liberation songs exert political influence? We show that liberation songs can bring about a symbolically relevant caesura that changes the meaning of a situation (disruption) or merely interrupt an ongoing process (interruption). While the former effect refers to the symbolic power of songs and their performance and can only be grasped through an in-depth study of their meanings, the latter refers to their structural power as sound that has an auditory effect on a situation. Accordingly, we argue that an interpretative approach that captures the affordances or meanings of concrete performances is central to explaining the power of music as a resource of social movements. Moreover, our thesis that the political power of liberation songs lies in their performative repetition refutes essentializing approaches that (implicitly) assume that African musicality or musicality in Africa is genuinely different from musicality elsewhere.

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Zitierweise

Brand-Marais, Rebekah, Lukhanyo May und Anna Schwenck (2024): „Musik und Protest. Befreiungslieder als Ressource und kulturelle Form im heutigen Südafrika“, in: Forschungsjournal Soziale Bewegungen 37 (3), S. 360–379. DOI: https://doi.org/10.1515/fjsb-2024-0032.