„Wendepunkte der Weltgeschichte“. Über Anfang und Ende der Janus Bücher aus dem Oldenbourg Verlag (2024)
Inhalt
Als Mitte der 1950er Jahre wissenschaftliche Taschenbücher Auflagenhöhen von bis zu 50.000 Exemplaren erreichen, entscheidet sich auch der R. Oldenbourg Verlag für die Herausgabe einer geschichtswissenschaftlichen Taschenbuchreihe. Ab 1957 erscheinen bei R. Oldenbourg die Janus-Bücher. Berichte zur Weltgeschichte. Oldenbourg orientiert sich bei der Planung der wissenschaftlichen Taschenbuchreihe an erfolgreichen wissenschaftlichen Reihen anderer Verlage wie den Urban-Büchern (Kohlhammer ab 1953), der Kleinen Reihe (Vandenhoeck & Ruprecht ab 1954), der Sammlung Dalp (Francke ab 1954) sowie Rowohlts deutscher Enzyklopädie, die ab ihrer Einführung 1955 ein großer Erfolg ist. Die Janus-Bücher sollen – ausgezeichnet durch „wissenschaftliche Zuverlässigkeit und lebendige Darstellung“ – über Wendepunkte der Weltgeschichte informieren und damit geschichtswissenschaftliche Erkenntnisse einem breiten Publikum mit Interesse an gegenwartsbezogener Geschichtsschreibung zugänglich machen. Mit der Herausgabe werden die beiden rechtskonservativen Historiker Hellmuth Rößler und Gustav Adolf Rein beauftragt. Beide sind Mitglieder der Ranke-Gesellschaft, die sich 1950 um einen Kern ehemaliger NS-Historiker gegründet hatte und aus deren Reihen die Idee einer wissenschaftlichen Reihe zur politischen Geschichte an den Oldenbourg Verlag herangetragen wurde. Horst Kliemann vermittelt Rudolf Oldenbourg den Kontakt zu Hellmuth Rößler, der die Reihe ab 1957 hauptverantwortlich konzipiert und dessen erklärtes Ziel es ist, mit den historischen Taschenbüchern dem nachkriegsdeutschen Publikum ein Geschichtsbewusstsein zu vermitteln, das ein genaueres Verständnis der deutschen Vergangenheit ermöglicht. In Konflikt gerät er vor allem mit Hans Altenhein, der die Janus-Bände innerhalb des R. Oldenbourg Verlags betreut und – wie auch Karl von Cornides – von Anfang an auf fragwürdige Motive und Ziele der konservativen Historiker aus der Ranke-Gesellschaft sowie auf unprofessionelle und unzeitgemäße Konzeption der Reihe aufmerksam macht. Altenheins Kritik bezieht sich dabei sowohl auf die Auswahl der Autoren wie auch auf Themenwahl und Form der Darstellung. Das Ziel, dem Publikum mit den historischen Taschenbüchern ein Verständnis der Weltpolitik zu ermöglichen, sehen die Verlagsverantwortlichen schließlich nicht erreicht. 1961 wird die Reihe eingestellt.
When academic paperbacks reached print runs of up to 50.000 copies in the mid-1950s, Rudolf Oldenbourg also decided to publish a series of historical paperbacks. From 1957 Oldenbourg published the Janus-Bücher. Berichte zur Weltgeschichte. Oldenbourg based its plans for the academic paperback series on successful academic series from other publishers such as the Urban books (Kohlhammer from 1953), the Kleine Reihe (Vandenhoeck & Ruprecht from 1954), the Dalp Taschenbücher (Francke from 1954) and Rowohlts deutsche Enzyklopädie, which was a great success from its launch in 1955. The Janus-Bücher – characterised by “scholarly reliability and lively presentation” – were intended to provide information about turning points in world history and thus make historiographical findings accessible to a broad public with an interest in contemporary historiography. The two right-wing conservative historians Hellmuth Rößler and Gustav Adolf Rein have been commissioned to publish the book. Both were members of the Ranke Society, which was founded in 1950 around a core of former Nazi historians and from whose ranks the idea of an academic series on political history was brought to Oldenbourg. Horst Kliemann put Rudolf Oldenbourg in touch with Hellmuth Rößler, who was primarily responsible for the series from 1957 onwards and whose declared aim was to use the historical paperbacks to convey an awareness of history to the post-war German public that would enable a more precise understanding of Germany’s past. He came into conflict with Hans Altenhein, who supervised the Janus volumes within the R. Oldenbourg publishing house and – like Karl von Cornides – drew attention from the outset to the questionable motives and aims of the conservative historians from the Ranke-Society as well as to the unprofessional and outmoded conception of the series. Altenhein’s criticism relates to the selection of authors aswell as the choice of topics and form of presentation. In the end, those responsible at the publishing housefelt that the aim of providing the public with an understanding of world politics through the historical paperbacks had not been achieved. The series is discontinued in 1961.
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Zitierweise
Knorr, Katharina (2024): „‚Wendepunkte der Weltgeschichte‘. Über Anfang und Ende der Janus Bücher aus dem Oldenbourg Verlag“, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 79, S. 51–86. DOI: https://doi.org/10.1515/9783111280264-002.