Peer reviewed / Buchveröffentlichung

Inhalt

Hauptverhandlungen gegen Jugendliche und Heranwachsende können nachhaltigen Einfluss darauf ausüben, wie ein Urteil wahrgenommen wird und Rechtsfolgen erfahren werden. Allerdings ist kaum bekannt, wie die Angeklagten das Geschehen tatsächlich deuten. Vor diesem Hintergrund wird eine Studie geschildert, in der Jugendliche und Heranwachsende vor und nach ihrer Hauptverhandlung offen interviewt sowie während der Verhandlung teilnehmend beobachtet wurden. Aus diesen umfassenden Einzelstudien werden zwei Fallbeispiele näher geschildert. Es wird rekonstruiert, dass die Angeklagten ihre Verhandlungen als abstrakte, eigenlogische Inszenierungen verstehen. In ihrem Rahmen werden von ihnen nachhaltige Versuche unternommen, authentisch zu wirken, was sie - paradoxerweise - als Aufgabe strategischer Selbstdarstellung interpretieren. Die Befragten reflektieren dabei ihre ungünstige Ausgangslage und richten ihre Narrationen an ihr aus. Ansprüche daran, erzogen zu werden, werden zurückgewiesen, während die Betroffenen anerkennen, dass auf die eigenen Normverletzungen Strafen folgen.

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Zitierweise

Dollinger, Bernd / Tobias Fröschle / Luzie Gilde / Jenna Vietig (2016): „Junge Menschen vor Gericht“,
in: Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform 99, S. 325–341.