Ein Kanon der Neuen Sensibilität: Vorschläge
Ein Kanon der Neuen Sensibilität: Vorschläge
09. – 10. Dezember 2021
(Zoom-Veranstaltung)
Link wird nach Anmeldung bei Frau Monika Traut zugesendet
monika.traut@uni-siegen.de
Wir schlagen vor, die deutschsprachige Literaturgeschichte der Jahre 1965 bis circa 1975 als Ära der „Neuen Sensibilität“ zu fassen. Gemeint ist damit eine lose integrierte intellektuelle Formation, die sich explizit oder implizit auf die begrifflichen Einsätze von Susan Sontag, Marshall McLuhan, Herbert Marcuse u.a.m. bezieht und sie mit eigenen theoretischen Mitteln und literarischen Praktiken fortzuentwickeln sucht. Gegenüber der literarischen Tradition und bewährten Usancen von Literaturkritik und Literaturwissenschaft setzt die Neue Sensibilität auf radikale Diskontinuierung. Sie forciert die Geste des „Anfangens“ (Rolf Dieter Brinkmann) und eines die Pop(ulär)kultur strikt integrierenden Bezugs auf Gegenwart.
Unser Forschungsprojekt untersucht diese literaturhistorische Phase, in der die Literatur unter den Vorzeichen von „Pop“, „Postmoderne“ und „Intermedia“ intensiven und experimentellen Kontakt mit Phänomenen des Populären sowie audiovisuellen Medien wie Film, Beatmusik, Werbegrafik und Bildender Kunst gesucht und gefunden hat. Der Workshop soll vor diesem Hintergrund Begriff und Programmatik der Neuen Sensibilität aus den Quellen aufarbeiten und allererst bestimmen. Hierzu haben wir acht Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eingeladen, mit uns Fallbeispiele aus ihrer aktuellen Forschung zu diskutieren. Dabei wird es nicht darum gehen, einschlägige Texte auf eine vorausgesetzte Semantik der Neuen Sensibilität hin zu „entkernen“. Es sollen vielmehr gerade auch formale Experimente, Praktiken und Publikationsweisen sowie die entwickelten kritischen und essayistischen Schreibweisen in den Blick genommen werden.
Programm
10:00 Uhr
Jörgen Schäfer, Georg Stanitzek, Roberto Di Bella (Siegen)
Vorschläge für einen Kanon der Neuen Sensibilität (Begrüßung und Einführung)
10:45 Uhr
Anna Estermann (Salzburg):
Peter Handke und Rolf Dieter Brinkmann als „Kreative“. Neusensibilistische Autorschaft aus sozialtheoretischer Perspektive
11:45 Uhr
Kaffeepause
12:00 Uhr
Ruth Signer (Genf)
Neue Innerlichkeit, Neue Sensibilität, Neue Subjektivität? Die Abwendung von allgemeinen Konzepten in Peter Handkes „Die Stunde der wahren Empfindung“
13:00 Uhr
Mittagspause
15:00 Uhr
Daniela Gretz (Köln)
„Palette revisited“: Hubert Fichtes „Neue Sensibilität” intermedial
16:00 Uhr
Marie Sophie Beckmann (Oldenburg)
„Wenn ich von ‚Underground-Film‘ spreche, dann meine ich im Prinzip eine Haltung“. Programm, Praxis und Positionierung der Kölner Filminitiative XSCREEN (1968-1971)
10:00 Uhr
Lena Hintze (Berlin)
Körper und Sprache zerlegt und neu zusammengesetzt. Elfriede Jelineks „wir sind lockvögel baby!“
11:00 Uhr
Ana de Almeida & Christian Wimplinger (Wien)
„Nie habe ich so gründlich einen Olivenbaum betrachtet“. Empfindsamkeit und Kooperation bei Helga Novak
12:00 Uhr
Mittagspause
13:30 Uhr
Christine Weder (Genf)
Ein „Frauenroman“ der Neuen Sensibilität? Gerhard Zwerenz’ „Erbarmen mit den Männern“ (1968)
14:30 Uhr
Simon Sahner (Greifswald)
Sexualisierter Underground: Vulgäre Sprache und toxische Sexualität in der Literatur des deutschen Undergrounds
ab 15:30 Uhr
Abschlussdiskussion