„Es wird passiert sein werden“. Juan S. Guses „Tausendmal so viel Geld wie jetzt“ als Aktualisierung des New Journalism im Zeitalter der ‚Factions‘

no. 21
Inhalt
Das 2025 erschienene Buch Tausendmal so viel Geld wie jetzt des Schriftstellers Juan S. Guse gibt Rätsel auf: Einerseits suggerieren die paratextuellen Hinweise, dass es sich um einen recherche- und faktenbasierten Text handelt, andererseits läuft das Buch in der Vorschau des S. Fischer-Verlages unter der Kategorie Belletristik. Der vorliegende Beitrag folgt vor dem Hintergrund des in den 1960er Jahren in den USA aufkommenden Phänomens des New Journalism diesen Spuren von Fakt und Fiktion im Text selbst. Wie schon in seinen bisher veröffentlichten Romanen Lärm und Wälder und Miami Punk spielt Guse auch in seiner neuesten Veröffentlichung mit unterschiedlichen Gattungstraditionen: Mittels Techniken der Literarisierung ermöglicht Guse in Tausendmal so viel Geld wie jetzt über das Referieren von Fakten hinaus das intensive Eintauchen in die Welt seiner Protagonisten und versucht sich an einer ‚Authentizitätsinszenierung‘. Gleichzeitig entwickelt er mit diesem Schreibverfahren zwischen den Gattungstraditionen ein gegenwartsdiagnostisches Instrument: Exemplarisch versucht er anhand der Kryptobranche eine Welt greifbar zu machen, in der zwischen Fakt und Fiktion nicht mehr zu unterscheiden ist – wobei diese Ununterscheidbarkeit wiederum als Erzählverfahren in Guses Text selbst lesbar gemacht werden kann.
Schlagwörter: Juan S. Guse, Postdigitale Erzählverfahren, Factions, New Journalism, literarischer Journalismus
Juan S. Guse’s Tausendmal so viel Geld wie jetzt (2025) presents a striking paradox: while its paratextual elements suggest a research-based text, the publisher S. Fischer categorizes it as fiction. Read against the backdrop of the New Journalism movement that emerged in the United States in the 1960s, the work blurs the boundaries between fact and fiction. As in his previous novels Lärm und Wälder and Miami Punk, Guse draws on and disrupts established genre traditions. Through literary techniques that immerse readers in the worlds of his protagonists, he seeks not merely to present facts but to “stage authenticity.” At the same time, this mode of writing functions as a diagnostic tool for our present: through the example of the crypto industry, Guse renders perceptible a world in which fact and fi ction can no longer be clearly separated – an indistinction that itself becomes legible as a narrative principle within the text.
Keywords: Juan S. Guse, Postdigital Narrative Techniques, Factions, New Journalism, Literary Journalism
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Zitierweise
Fuchs, Undine (2025): „‚Es wird passiert sein werden‘. Juan S. Guses Tausendmal so viel Geld wie jetzt als Aktualisierung des New Journalism im Zeitalter der ‚Factions‘“. Working Paper SFB 1472, no. 21. DOI: https://doi.org/10.25819/ubsi/10805.