„Es wird passiert sein werden“. Juan S. Guses „Tau­send­mal so viel Geld wie jetzt“ als Aktu­a­li­sie­rung des New Jour­na­lism im Zeit­al­ter der ‚Fac­ti­ons‘

Working Paper Series

no. 21

28.10.25

Inhalt

Das 2025 erschienene Buch Tausendmal so viel Geld wie jetzt des Schrift­stellers Juan S. Guse gibt Rätsel auf: Einer­seits sugge­rieren die para­textu­ellen Hinweise, dass es sich um einen recherche- und fakten­basierten Text handelt, anderer­seits läuft das Buch in der Vorschau des S. Fischer-Verlages unter der Kate­gorie Belle­tristik. Der vorlie­gende Beitrag folgt vor dem Hinter­grund des in den 1960er Jahren in den USA aufkommenden Phäno­mens des New Journalism diesen Spuren von Fakt und Fiktion im Text selbst. Wie schon in seinen bisher veröffent­lichten Romanen Lärm und Wälder und Miami Punk spielt Guse auch in seiner neuesten Veröffent­lichung mit unter­schied­lichen Gattungs­tradi­tionen: Mittels Techniken der Lite­rari­sierung ermöglicht Guse in Tausend­mal so viel Geld wie jetzt über das Refe­rieren von Fakten hinaus das inten­sive Ein­tauchen in die Welt seiner Prota­gonisten und versucht sich an einer ‚Authen­tizitäts­insze­nierung‘. Gleich­zeitig entwickelt er mit diesem Schreib­verfahren zwischen den Gattungs­tradi­tionen ein gegen­warts­diagnos­tisches Instru­ment: Exem­plarisch versucht er anhand der Krypto­branche eine Welt greif­bar zu machen, in der zwischen Fakt und Fiktion nicht mehr zu unter­scheiden ist – wobei diese Ununter­scheid­barkeit wiederum als Erzähl­verfahren in Guses Text selbst lesbar gemacht werden kann.

Schlagwörter: Juan S. Guse, Postdigitale Erzähl­verfahren, Factions, New Journalism, litera­rischer Journa­lismus


Juan S. Guse’s Tausendmal so viel Geld wie jetzt (2025) presents a striking paradox: while its para­textual elements suggest a research-based text, the publisher S. Fischer categ­orizes it as fiction. Read against the backdrop of the New Journalism move­ment that emerged in the United States in the 1960s, the work blurs the boundaries between fact and fiction. As in his previous novels Lärm und Wälder and Miami Punk, Guse draws on and disrupts established genre traditions. Through literary techniques that immerse readers in the worlds of his protagonists, he seeks not merely to present facts but to “stage authenticity.” At the same time, this mode of writing functions as a diagnostic tool for our present: through the example of the crypto industry, Guse renders perceptible a world in which fact and fi ction can no longer be clearly separated – an indis­tinc­tion that itself becomes legible as a narrative principle within the text.

Keywords: Juan S. Guse, Postdigital Narrative Techniques, Factions, New Journalism, Literary Journalism

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Zitierweise

Fuchs, Undine (2025): „‚Es wird passiert sein werden‘. Juan S. Guses Tausendmal so viel Geld wie jetzt als Aktuali­sierung des New Journalism im Zeitalter der ‚Factions‘“. Working Paper SFB 1472, no. 21. DOI: https://doi.org/10.25819/ubsi/10805.