Podcast

Problematisch populär
no. 16

08.10.25

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Aufnahme und Postproduktion: Johannes Hoffmann

Stephan Braese und Peter Kemper im Gespräch mit Jörg Döring

Ein Gespräch mit den Autoren der beiden wichtigsten und meist­gelesenen deutsch­sprachi­gen Bücher über Jazz der letzten Jahre: Peter Kemper (The Sound of Rebellion. Zur politi­schen Ästhetik des Jazz. Ditzingen: Reclam 2023, mittler­weile 4. Auflage, 10.000 verkaufte Exemplare) und Stephan Brase (Cool. Jazz als Gegen­kultur im west­lichen Nach­kriegs­deutsch­land. München: edition text & kritik 2024, 2. Auflage).

Wir sprechen über den Mythos von Jazz als genuin politi­scher Musik. Wie popu­lär kann eine Gegen­kultur sein? Warum ist Jazz der Sound­track der Emanzi­pations­bewe­gung in den USA, des Kampfes der Afro­ameri­kaner um Bürger­rechte? Warum ist in West­deutsch­land nach 1945 Jazz als die Musik der Welt­kriegs-Sieger und Besatzer bis 1960 die Musik einer existen­tialis­tisch geson­nenen Jugend?


Hier eine Playlist aller Musik-Titel, die in dem Gespräch eine Rolle gespielt haben (in der Reihen­folge ihrer Erwäh­nung). In den Show­notes ist vermerkt, in welchem Kapitel über welchen Track gesprochen wurde.

(00:00:00 – 00:08:29)
Einführung und Vorstellung

(00:08:30 – 00:12:49)
Affinitäten: Wie der Jazz Peter Kemper und Stephan Braese fand

  • Archie Shepp: Attica Blues
  • Cat Stevens: Father & Son
  • Scott Joplin: Maple Leaf Rag
  • Jaco Pastorius: Donna Lee

(00:12:50 – 00:17:29)
Cool. Jazz als Gegenkultur im westlichen Nachkriegsdeutschland und was Peter Kemper daran gut findet

  • John Lee Hooker: Boom Boom (from: Burnin‘)

(00:17:30 – 00:23:03)
The Sound of Rebellion. Zur politischen Ästhetik des Jazz und was Stephan Braese daran gut findet

  • Billie Holiday: Strange Fruit
  • Art Blakey: Freedom Rider

(00:23:04 – 00:30:19)
Jazz und Zeitgeschichte: in den USA Musik der Gegenkultur vor allem nach 1960 – in Westdeutschland vor allem zwischen 1945 und 60. Wie geht das zusammen?

  • Rolling Stones: Satisfaction

(00:30:20 – 00:33:41)
Jazz und Adornos Vorwurf seiner Warenförmigkeit: Von ‚Gefühl und Härte‘ zum ‚Gewühl bei Hertie‘

  • Miles Davis: Bitches Brew (from: Bitches Brew – Album)
  • Peter Brötzmann: The Fat is gone

(00:33:42 – 00:37:20)
Jazz in den USA als soundtrack der afroamerkanischen Emanzipation

(00:37:21 – 00:50:40)
Jazz in Westdeutschland und die „Afro-Amerikanophilie“ (Moritz Ege)

  • Charlie Parker: Now’s the time
  • Carl Orff: Die Bernauerin – Intrade

(00:50:41 – 00:56:21)
Der Gestus des Jazz und Improvisation als demokratische Musik?

(00:56:22 – 01:01:44)
J. E. Berendt als Popularisierer des Jazz als E-Kultur

(01:01:45 – 01:16:51)
Wie politisch können Klänge sein? Warum gilt das Saxophon als „Megaphon der Seele“ (Archie Shepp)?

  • Pharaoh Sanders: You’ve got have freedom (from: Africa)
  • John Coltrane: Alabama
  • Max Roach/Abbey Lincoln: Freedom Day
  • Ernst Ludwig Petrowsky: Ballade

(01:16:52 – 01:18:41)
Abmoderation: FC Delius und die „Zukunft der Schönheit“

  • Albert Ayler: Initiation

Stephan Braese, Jahrgang 1961, seit 2009 Ludwig-Strauss-Professor für Euro­päisch-jüdische Literatur- und Kultur­geschichte an der RWTH Aachen. Mono­grafien: Das teure Experi­ment. Satire und NS-Faschis­mus (Opladen 1996); Die andere Erinne­rung. Jüdische Autoren in der west­deutschen Nach­kriegs­lite­ratur (Berlin 2001); Eine euro­päische Sprache. Deutsche Sprach­kultur von Juden 1760–1930 (Göttingen 2010); Jen­seits der Pässe. Wolf­gang Hildes­heimer. Eine Bio­graphie (Göttingen 2016).

Peter Kemper, Jahrgang 1950; von 1981 bis 2015 Kultur­redakteur beim Hessi­schen Rund­funk; Kurator beim Deutschen Jazz­festival; Mitglied der Jury beim Preis der deutschen Schall­platten­kritik; Bücher in Auswahl: Alles so schön bunt hier. Die Geschichte der Popkultur von den Fünfzigern bis heute (Ditzingen 2003); John Lennon. Leben, Werk, Wirkung (Berlin 2007); John Coltrane (Stuttgart 2017); Helge Schneider (Stuttgart 2018); Eric Clapton. Ein Leben für den Blues (Stuttgart 2020).


Im Storyville (Stiftstr. 8–10, Frankfurt) um 1960. Copyright: Rolf Seubert (mit Agfa Record 1000 ASA)