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Autor:innen oder künstlerische bzw. massen­mediale Artefakte der 1920er Jahre sind vielfach mit Blick auf Populär- und Massen­kultur bzw. -literatur unter­sucht worden. Unter dem Gesichts­punkt Pop fallen dagegen Phäno­mene auf, die Irmgard Keun möglicher­weise im Blick hatte, als sie ihrer Ich-Erzählerin Doris aus dem Kunstseidenen Mädchen (1932) das magische Wort ‚Glanz‘ zugeschrieben hat, die aber in den 1920er Jahren noch nicht einheit­lich seman­tisiert werden konnten bzw. für die noch kein reflexives kultur­diagnos­tisches Bewusst­sein ausgeprägt war. Pop-Literatur ist nicht Populär­literatur. Pop-Literatur konsti­tuiert sich spezifisch als Reaktion auf Pop-Kultur (vgl. Baßler 2002, z. B. 94–100; Hecken/Kleiner/Menke 2015, 1–2), was eben diese Pop-Kultur voraus­setzt, deren Möglich­keits­bedingung wiederum die modernen Massen­medien bilden. Dass Pop-Literatur eine besonders starke Bindung an die Medien­kultur ihrer Zeit aufweist (vgl. Schäfer 2003a, 16), hat ästhetische Auswir­kungen. So wird das u. a. durch diese Bindung ausgeprägte Gegen­warts­bewusst­sein auch perfor­mativ als Text­effekt wirksam (vgl. Schumacher 2003, Schäfer 2003b, 78), d. h. Gegen­wärtig­keit wird als Zeit- oder Lebens­gefühl in ästhetisch verdich­teter Form spürbar und von der Literatur in den massen­medialen und pop-kulturellen Diskurs zurück­gespielt. Außerdem ergibt sich durch die inter­mediale Dynamik – v. a. durch den Bezug zur Musik – eine starke Sinnlich­keit oder Somati­zität pop-literarischer Texte (vgl. Tillmann 2013, 16).

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Zitierweise

Lickhardt, Maren (2024): „Pop-Literatur“, in: Dies. und Robert Krause (Hg.): Handbuch Weimarer Republik. Literatur und Kultur. Stuttgart, S. 89–97. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05951-2_10.