Pop-Literatur (2024)
Inhalt
Autor:innen oder künstlerische bzw. massenmediale Artefakte der 1920er Jahre sind vielfach mit Blick auf Populär- und Massenkultur bzw. -literatur untersucht worden. Unter dem Gesichtspunkt Pop fallen dagegen Phänomene auf, die Irmgard Keun möglicherweise im Blick hatte, als sie ihrer Ich-Erzählerin Doris aus dem Kunstseidenen Mädchen (1932) das magische Wort ‚Glanz‘ zugeschrieben hat, die aber in den 1920er Jahren noch nicht einheitlich semantisiert werden konnten bzw. für die noch kein reflexives kulturdiagnostisches Bewusstsein ausgeprägt war. Pop-Literatur ist nicht Populärliteratur. Pop-Literatur konstituiert sich spezifisch als Reaktion auf Pop-Kultur (vgl. Baßler 2002, z. B. 94–100; Hecken/Kleiner/Menke 2015, 1–2), was eben diese Pop-Kultur voraussetzt, deren Möglichkeitsbedingung wiederum die modernen Massenmedien bilden. Dass Pop-Literatur eine besonders starke Bindung an die Medienkultur ihrer Zeit aufweist (vgl. Schäfer 2003a, 16), hat ästhetische Auswirkungen. So wird das u. a. durch diese Bindung ausgeprägte Gegenwartsbewusstsein auch performativ als Texteffekt wirksam (vgl. Schumacher 2003, Schäfer 2003b, 78), d. h. Gegenwärtigkeit wird als Zeit- oder Lebensgefühl in ästhetisch verdichteter Form spürbar und von der Literatur in den massenmedialen und pop-kulturellen Diskurs zurückgespielt. Außerdem ergibt sich durch die intermediale Dynamik – v. a. durch den Bezug zur Musik – eine starke Sinnlichkeit oder Somatizität pop-literarischer Texte (vgl. Tillmann 2013, 16).
Link
Hier finden Sie das PDF: Ansehen
Zitierweise
Lickhardt, Maren (2024): „Pop-Literatur“, in: Dies. und Robert Krause (Hg.): Handbuch Weimarer Republik. Literatur und Kultur. Stuttgart, S. 89–97. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05951-2_10.