07 . September 2022
9:30 – 16:30 Uhr
Ort: Vortragssaal des Museums für Gegenwartskunst
Unteres Schloss 1
57072 Siegen
Die Auseinandersetzung mit der beratenden Funktion von Fachleuten im Kontext von Verlag, Museum und Medienproduktion bietet Anlass, die Veränderungen der Rolle von Wissenschaft bei der Verbreitung und Popularisierung von Wissen im 20. und 21. Jahrhundert zu diskutieren. Zum Austausch laden wir zu unserem Workshop Consulting Scholars Expertinnen und Experten, die selbst an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Populärkultur agieren: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die beratend tätig sind, und Akteurinnen und Akteure aus Verlag, Museum und Medienproduktion, die Erkenntnisse aus der Wissenschaft für die eigene Arbeit nutzen. Folgende Leitfragen werden den Workshop strukturieren: Inwieweit lässt sich ein wissenschaftlicher Diskurs in ein populäres Produkt einspeisen und welche Rolle spielen ökonomische Gesichtspunkte? Welches Selbstverständnis besitzen die beratenden Expert:innen im Kontext ihrer Arbeit? Inwieweit wirken Expert:innen bei der Popularitätssteigerung und -ausstellung eines Produktes mit?
Zusammenfassung der Abschlussdiskussion
Ohne Expertise geht es nicht – Fragen und Themen auf dem Workshop Consulting Scholars, 07.09.2022
In welchen Formen werden wissenschaftliche Diskurse in populären Produkten aufbereitet
bzw. wie werden wissenschaftliche Diskurse selbst populär? Welche Reibungspunkte gibt es, wenn Fachwissenschaft und Medienschaffende aufeinandertreffen? Welche Rolle spielen dabei Vermarktungslogiken, Expertisen und berufliche Prägungen? Diese und weitere Fragen wurden beim Workshop Consulting Scholars, den die Teilprojekte B01, B02 und B05 am 7. September 2022 veranstalteten, zusammen mit fünf Gästen aus den Bereichen Verlag, Museum und Medienproduktion diskutiert. Eva Gilmer (Suhrkamp Wissenschaft/Sachbuch), Alexander Roesler (Sachbuchlektor Fischer Verlag), Thomas Thiel (Direktor Museum für Gegenwartskunst Siegen), Antje Lielich-Wolf (Leiterin Institut für Kunstvermittlung und Weiterbildung kunstunddialog) und Alexander Flegler (Creative Director und Spieleentwickler) kamen mit den Mitgliedern des SFB über die Rolle der wissenschaftlichen Expertise und Beratung bei der Popularisierung von Wissen
ins Gespräch. Dabei konnten neben zahlreichen medienspezifischen Besonderheiten spartenübergreifende Gemeinsamkeiten ausgemacht werden.
Wissenschaftliche Expertise erweist sich für den Erfolg von (populären) Produkten und Kulturangeboten als zwingend notwendig. Wissenschaftliche Fachleute beraten Verlage, Museen oder Produktionsfirmen oder sind selbst ein fester Bestandteil von ihnen. Sie werden in allen Bereichen als wichtig für das Gelingen der jeweiligen Produkte erachtet. Dennoch stellte sich in der Diskussion heraus, dass dabei idealerweise keine ‚klassischen‘ scholars, wie es der Titel des Workshops suggeriert, in Aktion treten müssen, sondern unterschiedliche, selbst nicht-wissenschaftliche Formen der Expertise von Bedeutung sind. Benutzer:innen, Konsument:innen oder Besucher:innen können ebenfalls als Expert:innen wahrgenommen und befragt werden. Aber auch Expert:innen in den Bereichen Vermittlung und Pädagogik, Sensibilität und Diversity oder der Faktor ‚Erfahrung’ werden zunehmend wichtiger bei der Hervorbringung von Inhalten und können als ‚andere‘ Expertise verstanden werden, die eben nicht zwangsläufig wissenschaftlich sein muss. Festgestellt wurde eine heutzutage anscheinend erforderliche ‚Hyper-Expertise‘, die den Anspruch hat, die Angriffsflächen eines populären Erzeugnisses in der öffentlichen Wahrnehmung zu minimieren, nicht zuletzt, da Publikumsreaktionen aufgrund der sich wandelnden Medienlandschaft unmittelbarer auftreten können.
In allen Bereichen erweist sich das Verhältnis von Expertise und Ökonomie als kompliziert.
Ideen und Pläne von Verleger:innen, Spieleentwickler:innen und Museumsleuten werden immer auch von marktwirtschaftlichen Interessen geleitet. Besonders die Konkurrenzsituation unterschiedlicher Medien führt zu einer Publikumsorientierung, die vor allem von ökonomischen Interessen bestimmt ist. Expert:innenwissen wird im Sinne einer kritischen Auseinandersetzung als förderlich für den Entstehungsprozess empfunden, selbst wenn es im Ergebnis nicht unbedingt maßgebend oder sichtbar ist.
Wissenschaftlichkeit, das heißt wissenschaftliche Beratung und Expertise, ist und bleibt in den Augen der Akteur:innen aus Verlag, Museum und Medienproduktion eine Voraussetzung für ihre Arbeit. Allerdings scheinen der gesellschaftliche Kontext und die Rahmung und Aufbereitung zunehmend wichtiger geworden zu sein.
Programm
9:30 - 9:45 Uhr
Einführung
9:45 - 11:15 Uhr
Eva Gilmer (Programmleitung Suhrkamp Wissenschaft/Sachbuch) und Dr. Alexander Roesler (Programmleitung Sachbuch S. Fischer Verlag): Wissenspopularisierung im Taschenbuch
11:15 - 11:30 Uhr
Pause
11:30 - 13:00 Uhr
Antje Lielich-Wolf (Museumsberatung) und Thomas Thiel (Direktor des MGK Siegen): Popularisierung von Kunstgeschichte in der Museumsarbeit
13:00 - 14:30 Uhr
Pause
14:30 - 16:00 Uhr
Alexander Flegler (Art & Creative Director): Geschichtspopularisierung in digitalen Spielen
16:00 - 16:30 Uhr
Abschlussdiskussion