Das Buch der Etikette. Popularisierung guter Umgangsformen in Benimm- und Anstandsratgebern zwischen 1890 und 1970
A05 Prefigurations of Pop in Entertainment Magazines of the 1930s
B02 Cheap Images. The Popularization of Art-Historical Color Reproductions in the 20th Century
B04 Popular Middle Ages: Narratives and Inventories of Transmedia Fantasy
03. – 05. Dezember 2025
Städtische Galerie (Haus Seel)
Kornmarkt 20
57072 Siegen
Etikette- und Benimmratgeber erlebten seit dem späten 19. Jahrhundert eine Konjunktur auf dem Markt der populären Sachbücher. Einem nachlassenden Interesse zur Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus folgte in der Zeit nach 1945 eine abermalige Renaissance dieser Buchgattung, die bis in die frühen 1970er Jahre anhielt und unter anderem durch die Buchclubs befördert wurde. Sogar in der sozialistisch geprägten DDR war das Thema publizistisch präsent.
Populäre Ratgeber, Handreichungen und voluminöse Hausbücher zum „Guten Ton“ vermittelten Kompetenzen und Techniken des gesellschaftlichen Verkehrs. Zugleich versprachen sie Orientierung in einem sich wandelnden sozialen Verhaltens- und Wertecodex. Das in der Anstandsliteratur Vermittelte ist dabei ein populärer Laiendiskurs, bei dem alltägliche, ja vielfach trivialste Dinge abgehandelt werden – von der Körperhygiene und dem Umgang der Geschlechter über die Höflichkeit im Alltag bis hin zur pflichtgemäßen Etikette in „höheren“ Kreisen.
Im Mittelpunkt der interdisziplinären Tagung stehen kunst-, literatur- und fotografiegeschichtliche Aspekte dieser populären Buchgattung und ihre Zusammenhänge mit kulturgeschichtlichen Phänomen der Zeit zwischen 1890 und 1970. Rhetorik und pädagogischer Gestus sowie die genretypische Situationstypologie sind ebenso Gegenstand der Tagungsbeiträge, wie der gesellschaftliche Ort normierender Verhaltensanleitungen und ihre zumeist konservative Ausrichtung.

Programm
14:00 – 14:30 Uhr
Begrüßung und Einführung
14:30 – 15:30 Uhr
Daniel Ehrmann
Erika Thomalla
(München)
Vorbild werden. Zur Unterhaltungsästhetik der Ratgeberliteratur in Buch- und Journalform
15:30 – 16:30 Uhr
Birgit Borkopp-Restle
(Bern)
Von Eierlöffeln, Fischmessern und Schneckenzangen – neue Dinge auf dem Tisch
16:30 – 17:00 Uhr
Kaffeepause
17:00 – 18:00 Uhr
Andreas Zeising
(Dortmund)
„Richtig oder falsch?“ Bilddidaktik in Benimmratgebern
09:30 – 10:30 Uhr
Joseph Imorde
(Berlin)
Der gute Geschmack
10:30 – 11:00 Uhr
Kaffeepause
11:00 – 12:00 Uhr
Annette Tietenberg
(Braunschweig)
„Färben? Schminken? Weder noch – und die Schönste bist Du doch!“ Ein Ratgeber für die Hausfrau aus dem Jahr 1930
12:00 – 13:00 Uhr
Ulrike Zitzlsperger
(Exeter)
Etikette unterwegs. Über das angemessene Reise- und Ausflugsverhalten in den 1920er Jahren
13:00 – 14:30 Uhr
Mittagspause
14:30 – 15:30 Uhr
Steffen Siegel
(Essen)
Der sozialistische Zahnstocher
15:30 – 16:30 Uhr
Antonella Giannone
(Berlin)
Una certa sprezzatura ... Die Aktualisierung von Baldassare Castigliones Begriff in Moderatgebern der späten 1960er und 1970er Jahre
16:30 – 17:30 Uhr
Hanna Kasperidus
(Dortmund)
Gretchen, Girl, Garçonne ... Dame! Zur „Auferstehung“ eines wiederentdeckten Typs in Paula von Rezniceks Anstandsliteratur
09:30 – 10:30 Uhr
Hedwig Pompe
(Bonn)
Normen ohne Lizenzen? Zu den Benimmbüchern von Constanze von Franken
10:30 – 11:00 Uhr
Kaffeepause
11:00 – 12:00 Uhr
Elisabeth Wittkowski
(Bochum)
„Der gute Ton“ von Loriot. Ein satirischer Umgang mit Ratgebern der 1950er Jahre
12:00 – 13:00 Uhr
Abschlussdiskussion