Julius Voigt (Kultur- & Literatur­wissen­schaft/Ästhetik)

E-Mail
juliusvoigt@posteo.de
Telefon
0271 740-5411
Raum
AH-A 022
Julius Voigt
  • Wissen­schaft­li­che:r Mita­r­bei­ter:in

Ich bin Julius Voigt (geb. 1989 in Berlin), Kultur- und Literatur­wissen­schaft­ler und arbeite auch als bilden­der Künstler und Kurator. Ich habe an der Europa-Univer­sität Via­drina (Frank­furt/O.) und der Andrássy Univer­sität Buda­pest Kultur- und Lite­ratur­wissen­schaf­ten, Philo­sophie und Ästhe­tik stu­diert. Neben diesem sehr theorie­lasti­gen Back­ground habe ich eine praxis­nahe Aus­bildung in Freier Kunst / Bild­haue­rei (Kunst­hoch­schule Berlin-Weißen­see) im Gepäck. Der Mix ist für mich ent­schei­dend und prägt natür­lich meine Heran­gehens­weise an Themen, Phäno­mene und Frage­stel­lungen, mal mehr aus der künst­leri­schen oder wieder mehr aus der theore­tisch-wissen­schaft­lichen Rich­tung kommend. Letzt­lich ist das gelun­gene und ange­mes­sene Zusam­men­spiel ver­schie­dener Diszi­plinen, For­men und Metho­den die große Heraus­for­derung, der ich mich immer wieder neu­gierig und kri­tisch annehme. Walter Benja­mins, die Philo­sophie betref­fende, erkennt­nis­kriti­sche Dia­gnose, dass wir „mit jeder Wen­dung von neuem vor der Frage der Dar­stel­lung […] stehen“, habe ich dabei immer wieder im Ohr. Ich finde sie nur allzu passend und reiz­voll für das Chan­gieren zwi­schen verschie­denen Logi­ken, In-For­matio­nen und ihren immer wieder eige­nen Ästhe­tiken.

Mit dieser ums Künst­lerische erwei­terten „kultur­wissen­schaft­lichen Kontin­genz­per­spek­tive“ (Reck­witz) freue ich mich, im SFB 1472 mitzu­wirken und im inter­diszi­plinä­ren Aus­tausch verschie­denste Themen­kom­plexe unter der Frage­stel­lung der Popu­lari­sierung zu unter­suchen. Mein eigener Fokus im Teil­projekt B02 „Billige Bilder“ richtet sich dabei auf Bilder, Farbe und ihre sich wan­delnde (kunst­histo­rische) Rolle bzw. ihre eigene trans­forma­tive Kraft in den Berei­chen Wahr­nehmung, Kunst und Kultur, Gesell­schaft und Bildung. Konkret unter­suche ich dies in meiner Disser­tation an einem Fall­bei­spiel, näm­lich den Aktivi­täten der UNESCO. Eines der promi­nen­testen Projekte der UNESCO war es, ab 1946 farbige Repro­duk­tionen eines weit­gehend euro­päischen, insbeson­dere franzö­sisch geprägten Kunst­kanons anzu­ferti­gen und diese in Form von Wander­ausstel­lungen in Län­dern Afrikas, Asiens und Süd­ameri­kas zu präsen­tieren. Ziel war es dabei, auf popu­läre, popu­lari­sie­rende und viel­leicht sogar annähernd ‚popu­listi­sche‘ Weise das Kultur- und Bildungs­niveau in diesen Regio­nen zu heben und damit auch demo­krati­sche Ent­wick­lungen voran­zutrei­ben. Neben der kunst- und kultur­geschicht­lichen Auf­arbei­tung dieses Projekts und seiner Verän­derun­gen soll aus heutiger Sicht ein kriti­scher, dekolo­nialer, medien- und bild­wissen­schaft­licher Blick auf diese Aktivi­täten geworfen werden. Mittels Archiv­arbeit, histori­scher Dis­kurs­ana­lyse und auch künst­lerisch-kura­tori­scher Forschung und Arbeit werde ich diesen reiz­vollen, intri­katen, aber auch proble­mati­schen Fall genauer unter­suchen. Dabei versuche ich, die über­geord­nete Frage des SFB anhand meines Falles zu beant­worten und heraus­zuar­beiten, was insbeson­dere bunte und billige Bilder im Rahmen eines globalen kultur- und bildungs­politi­schen Unter­nehmens wie dem der UNESCO zu Popu­larisie­rungs­ent­wick­lungen beitragen bzw. beige­tragen haben.

Ein persön­liches Anliegen und Inter­esse kreist bei mir in fast allen Projek­ten immer wieder um die Frage einer – ins­beson­dere kolla­bora­tiven – Didak­tik, also um Räume, Medien und Prak­tiken für gemein­sames Wissen-Schaffen, Lernen und For­schen. Zuletzt habe ich dies im For­schungs­projekt SKILL (Sozial­wissen­schaft­liches KI-Labor für For­schen­des Lernen) an der Via­drina und der Bau­haus-Univer­sität Weimar genauer unter­sucht. Meiner Begeis­terung für das Schrei­ben und für Schreib­pro­zesse konnte ich mehrere Jahre durch die Mit­arbeit am Zen­trum für Lehren und Lernen der Via­drina und durch den Auf­bau einer Schreib­werk­statt an der Kunst­hoch­schule Weißen­see nach­gehen. Eine interes­sante und prägende Station für meine wissen­schaft­liche Arbeit waren u. a. die Jahre als Assis­tent am Lehr­stuhl für Kultur­sozio­logie bei Andreas Reck­witz an der Via­drina. Künst­lerisch-kura­torische Höhe­punkte waren für mich u. a. zwei Gruppen­aus­stel­lungen im KINDL Zentrum für zeit­genös­sische Kunst in Berlin sowie die mehr­jährige Mit­arbeit im künst­leri­schen Beirat des Museums Kessel­haus Herz­berge in Berlin.