Julius Voigt (Kultur- & Literaturwissenschaft/Ästhetik)
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- Raum
- AH-A 022
- Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in
Ich bin Julius Voigt (geb. 1989 in Berlin), Kultur- und Literaturwissenschaftler und arbeite auch als bildender Künstler und Kurator. Ich habe an der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt/O.) und der Andrássy Universität Budapest Kultur- und Literaturwissenschaften, Philosophie und Ästhetik studiert. Neben diesem sehr theorielastigen Background habe ich eine praxisnahe Ausbildung in Freier Kunst / Bildhauerei (Kunsthochschule Berlin-Weißensee) im Gepäck. Der Mix ist für mich entscheidend und prägt natürlich meine Herangehensweise an Themen, Phänomene und Fragestellungen, mal mehr aus der künstlerischen oder wieder mehr aus der theoretisch-wissenschaftlichen Richtung kommend. Letztlich ist das gelungene und angemessene Zusammenspiel verschiedener Disziplinen, Formen und Methoden die große Herausforderung, der ich mich immer wieder neugierig und kritisch annehme. Walter Benjamins, die Philosophie betreffende, erkenntniskritische Diagnose, dass wir „mit jeder Wendung von neuem vor der Frage der Darstellung […] stehen“, habe ich dabei immer wieder im Ohr. Ich finde sie nur allzu passend und reizvoll für das Changieren zwischen verschiedenen Logiken, In-Formationen und ihren immer wieder eigenen Ästhetiken.
Mit dieser ums Künstlerische erweiterten „kulturwissenschaftlichen Kontingenzperspektive“ (Reckwitz) freue ich mich, im SFB 1472 mitzuwirken und im interdisziplinären Austausch verschiedenste Themenkomplexe unter der Fragestellung der Popularisierung zu untersuchen. Mein eigener Fokus im Teilprojekt B02 „Billige Bilder“ richtet sich dabei auf Bilder, Farbe und ihre sich wandelnde (kunsthistorische) Rolle bzw. ihre eigene transformative Kraft in den Bereichen Wahrnehmung, Kunst und Kultur, Gesellschaft und Bildung. Konkret untersuche ich dies in meiner Dissertation an einem Fallbeispiel, nämlich den Aktivitäten der UNESCO. Eines der prominentesten Projekte der UNESCO war es, ab 1946 farbige Reproduktionen eines weitgehend europäischen, insbesondere französisch geprägten Kunstkanons anzufertigen und diese in Form von Wanderausstellungen in Ländern Afrikas, Asiens und Südamerikas zu präsentieren. Ziel war es dabei, auf populäre, popularisierende und vielleicht sogar annähernd ‚populistische‘ Weise das Kultur- und Bildungsniveau in diesen Regionen zu heben und damit auch demokratische Entwicklungen voranzutreiben. Neben der kunst- und kulturgeschichtlichen Aufarbeitung dieses Projekts und seiner Veränderungen soll aus heutiger Sicht ein kritischer, dekolonialer, medien- und bildwissenschaftlicher Blick auf diese Aktivitäten geworfen werden. Mittels Archivarbeit, historischer Diskursanalyse und auch künstlerisch-kuratorischer Forschung und Arbeit werde ich diesen reizvollen, intrikaten, aber auch problematischen Fall genauer untersuchen. Dabei versuche ich, die übergeordnete Frage des SFB anhand meines Falles zu beantworten und herauszuarbeiten, was insbesondere bunte und billige Bilder im Rahmen eines globalen kultur- und bildungspolitischen Unternehmens wie dem der UNESCO zu Popularisierungsentwicklungen beitragen bzw. beigetragen haben.
Ein persönliches Anliegen und Interesse kreist bei mir in fast allen Projekten immer wieder um die Frage einer – insbesondere kollaborativen – Didaktik, also um Räume, Medien und Praktiken für gemeinsames Wissen-Schaffen, Lernen und Forschen. Zuletzt habe ich dies im Forschungsprojekt SKILL (Sozialwissenschaftliches KI-Labor für Forschendes Lernen) an der Viadrina und der Bauhaus-Universität Weimar genauer untersucht. Meiner Begeisterung für das Schreiben und für Schreibprozesse konnte ich mehrere Jahre durch die Mitarbeit am Zentrum für Lehren und Lernen der Viadrina und durch den Aufbau einer Schreibwerkstatt an der Kunsthochschule Weißensee nachgehen. Eine interessante und prägende Station für meine wissenschaftliche Arbeit waren u. a. die Jahre als Assistent am Lehrstuhl für Kultursoziologie bei Andreas Reckwitz an der Viadrina. Künstlerisch-kuratorische Höhepunkte waren für mich u. a. zwei Gruppenausstellungen im KINDL Zentrum für zeitgenössische Kunst in Berlin sowie die mehrjährige Mitarbeit im künstlerischen Beirat des Museums Kesselhaus Herzberge in Berlin.