Low Pop global: Schla­ger und Highlife

A Pop
A04

Was viel beachtet wird, gilt nicht unbedingt auch als erwünscht: Auch ein Nummer-Eins-Hitkann negativ bewertet werden. Phäno­mene der Abwer­tung des Popu­lären in popu­lärer Musik nimmt das Teil­projekt A04 unter der heuris­tischen Kategorie ‚Low Pop‘ in den Blick. In der ersten Förder­phase widmete sich das Teil­projekt der senti­men­talen Ballade anhand des Korpus der Kuschel­rock-Compi­lations. Ausgangs­punkt war die Fest­stellung, dass senti­men­tale Balladen das beson­ders Popu­läre der popu­lären Musik dar­stellen, ihre quanti­tative Popu­larität, ausge­wiesen in hohen Chart­posi­tionen und Streaming-Aufrufen, jedoch in einem ambi­valen­ten Verhält­nis zu ihrer qualita­tiven Bewer­tung in musik­kriti­schen Diskursen und ihrer gerin­gen Beach­tung in der Musik­forschung steht. Sind Balladen häufig die popu­lärsten Songs einer Band oder ganzer Genres, erfahren sie oft geschlechter­stereo­type Markie­rungen als ‚weiblich‘ und geringe Wert­schät­zung. Die Einord­nung eines Songs als senti­men­tale Ballade genügt aber nicht, um ihn in Musik­magazin-Diskursen als ‚Low Pop‘ zu (dis)qual­ifizie­ren. Als ein für große Publika bedeut­samer Aspekt der Pop­ästhetik wurde das Senti­mentale in seiner Ästhe­tik, seiner Gender-Markie­rung und seiner Bewer­tung unter­sucht. Mit der Adressie­rung des Spannungs­verhält­nisses zwischen quanti­tativer Popu­larität und quali­tativer Bewer­tung leistet das Teil­projekt einen Beitrag zur Frage des SFB nach den Dyna­miken von high/low-Hier­archien in den Trans­forma­tionen des Popu­lären.
In der zweiten Förder­phase weitet das Teil­projekt die Per­spek­tive auf den unerwünscht popu­lären Teil der popu­lären Musik in seinem Zusammen­hang zu der Globa­lisie­rung bestimmter Pop-Idiome aus, die von der Verbrei­tung von Pop US-amerika­nischer oder briti­scher Provenienz dominiert wird. Die Trans­forma­tionen des Popu­lären werden im inter­natio­nalen Hori­zont anhand der Dyna­miken der Bewer­tung popu­lärer Musik in kompa­ratisti­scher und zeit­histori­scher Per­spektive unter­sucht: in einem Vergleich der Bewer­tungen von Schlagern in der Bundes­republik Deutsch­land und High­life in West­afrika zwischen 1950 und 1970. Im Arbeits­bereich zum deutschen Schlager wird über­prüft, wie diese höchst popu­läre Musik gerade im Zuge der globalen Diffu­sion von anglo­phonem Pop eine Abwer­tung erfuhr. Verglei­chend dazu werden im Arbeits­bereich zu Highlife Trans­forma­tionen von high/low-Hier­archien unter­sucht, die in Ghana und Nigeria zwischen west­licher (kolonial etablierter) klassi­scher Musik, indi­genen afrika­nischen Tradi­tionen und Highlife-Pop ausge­handelt werden. Da in den 1950er und 60er Jahren sowohl die Popu­larität des Schlagers in der Bundes­republik als auch die des Highlife in Ghana und Nigeria in enger Rela­tion zu Prozessen der Demo­kratisie­rung und national­staat­lichen Neu­konstitu­tion stehen, lassen sich beide Trans­forma­tions­prozesse vergleichen. Die kompa­ratis­tische Per­spektive bietet sich ins­beson­dere deshalb an, weil auf beiden Seiten das Verhält­nis zwischen der popu­lären Musik imagi­nierter natio­naler (deutscher, ghana­ischer, nigeria­nischer) Gemein­schaften und der global domi­nieren­den anglo­phonen Popmusik ausge­handelt wird.


Hinweis: In der ersten Förderphase (2021–2024) trug das Teilprojekt den Titel „Low Pop: Die sentimentale Ballade“.

Veranstaltungen

“You are beau­ti­ful, no matter what they say” Senti­men­tal Ballads in Popu­lar Music

Konfe­renz

13th – 14th September 2023
University of Siegen, Campus Unteres Schloss
Building US-S, Obergraben 25

13.09.23
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Ring­vor­le­sung: Popu­läre Songs

Ring­vor­le­sung

Sommersemester 2023
Donnerstag 16:00 – 18:00 Uhr (c.t.)
Ort: US-C 109

06.07.23
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Popu­la­ri­zing Violence

Work­shop

15.–16. 09. 2022
15.09. | 12:15 Uhr – 19:00 Uhr
16.09. | 09:30 Uhr – 13:30 Uhr

Location: University of Siegen
Herrengarten AH A 217/18

15.09.22
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Publikationen

Adele (2024)

Peer reviewed / Buch­ver­öf­fent­li­chung

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Jones, Grace (2023)

Andere wissen­schaft­li­che Publi­ka­tion

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Sounds like a real man to me (2019)

Peer reviewed / Buch­ver­öf­fent­li­chung

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Musik­wis­sen­schaft (2017)

Andere wissen­schaft­li­che Publi­ka­tion

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Heavy Metal, Gender and Sexu­a­lity (2016)

Peer reviewed / Buch­ver­öf­fent­li­chung

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Rohe Beats, harte Sounds. Popu­läre Musik und Aggres­sion (2016)

Peer reviewed / Buch­ver­öf­fent­li­chung

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