(Ent-)Demokratisierung der Demokratie
Philip Manow im Gespräch mit Jochen Venus
Die öffentliche Debatte über Demokratie ist derzeit von Endzeit- und Simulationsdiagnosen geprägt. Einerseits wird beschrieben, wie sich demokratische Institutionen vom demos abkapseln und nur noch als leere Hüllen im Machtspiel einflussreicher Lobbies fungieren, andererseits hat sich die beschaulich-ressentimentale ‚Politikverdrossenheit‘ früherer Jahrzehnte in einen teils offen systemfeindlichen, aggressiven Populismus verwandelt.
Philip Manow widerspricht diesen Diagnosen nicht. Aber er gibt zu bedenken, dass sie die politische Logik der neueren Volatilität demokratischer Verhältnisse zu grob beschreiben und den Paradoxien des Demokratischen nicht differenziert genug auf den Grund gehen. Auf diese Weise bestätigen sie eher demokratiefeindliche Tendenzen als dass sie ihnen etwas Produktives entgegensetzen.
Die gegenwärtige „(Ent-)Demokratisierung der Demokratie“ ist nach Philip Manows Einschätzung nicht zuletzt auch der politische Ausdruck tiefgreifender Transformationen des Populären. Grund genug für uns, mit ihm darüber zu sprechen.
Philip Manow ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Bremen. Seine Forschungsprojekte untersuchen in verschiedenen Hinsichten das Spannungsfeld zwischen politischer Ökonomie und demokratischer Kultur. An Monographien erschienen zuletzt eine Studie zum Populismus: Die Politische Ökonomie des Populismus. Berlin 2018, sowie eine zu Problemlagen der gegenwärtigen Demokratie: (Ent-)Demokratisierung der Demokratie. Berlin 2020.