Prekäre Popu­la­ri­tät: Poli­ti­scher Popu­lis­mus als Dele­gi­ti­mie­rung admi­nis­tra­ti­ver Verfah­ren

C Populisms
C08 (seit 2025)

Leitung

Mitarbeit

  • N.N.

Soziologisch ist politischer Populismus eine Kommuni­kations­strategie der pol­emischen Verein­fachung von Sozia­lität zu indis­ponibler Iden­tität. Dazu werden Rang­fragen, Wert­hierarchien, ‚kulturelle‘ Asymmetrien und schlichte Oben-Unten-Dicho­tomien behauptet und benutzt. Denn die Aufmerk­samkeit des Popu­lismus gilt nicht den Beach­tungs­erfol­gen eines in diesem Sinne ‚popu­lären‘ Gegen­standes bei Vielen, sondern der Sozial­gestalt der adressierten Vielen. Darin unter­scheidet sich politi­scher Popu­lismus von anderen Populari­sierungs­formen.
Er konzipiert diese Vielen nicht abstrakt-quantitativ und nicht mikrodivers-dynamisch (also nicht inklusiv), sondern konkret-qualitativ und kompakt-statisch (also exklusiv). Er unterstellt den Vielen ein Interesse an einem vertrauten, lokalen, perso­nalen WIR – ein Schließungs- und Entlastungs­interesse – und lädt es auf mit krisen­hafter Dring­lich­keit. Dabei diskre­ditiert er jeg­liche Versach­lichung sozialer Problem­beschrei­bungen als entfrem­dende, öffnend verkom­plizie­rende, betrü­gerisch lähmende Macht­techno­logie.
Forschungs­praktisch empfiehlt sich es sich, genau jene soziale Ebene näher in den Blick zu nehmen, auf der diese Versach­lichungen entwickelt, gepflegt und vertei­digt werden: die Organi­sationen der Gesell­schaft im Allge­meinen und ihre admini­strativen Verfahren im Beson­deren.