Dr. Matt­hias Schaff­rick (Neuere deutsche Literaturwissenschaft)

  • Wissen­schaft­li­che:r Mita­r­bei­ter:in
  • Vorstand

Ein Studium während der Nuller Jahre (bei mir waren es Deutsche Philo­logie; Psycho­logie; Kultur, Kommuni­kation & Manage­ment) hatte den Vorzug, hautnah miterleben zu können, wie sich die Univer­sität mehr und mehr für das Popu­läre öffnete. Phäno­mene der Populär- und Pop­kultur wurden zu einem unver­dächtigen, teils schon selbst­verständ­lichen Gegen­stand literatur- und kultur­wissen­schaft­licher Curricula. Veranstal­tungen, in denen Songs von Trio oder Filme wie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ disku­tiert wurden, entfal­teten bei den Studie­renden einen beson­deren Reiz. Ein Seminar zur „Pop-Literatur“ war mit über 150 enga­gierten Teil­nehmer:innen ein Block­buster, Publikums­renner, Kassen­schlager, eben sehr populär.
Die weniger populäre, aber dafür durchaus pop­taug­liche System­theorie Niklas Luhmanns („Der Popstar mit dem Zettel­kasten. Die coole Horn­brille aus Biele­feld“, Tom Peukert) inspi­rierte mich zu einer Disser­tation über Autor­schafts­inszenie­rungen in Bereichen jenseits der Literatur (veran­schau­licht an zwei sehr popu­lären Beispielen: Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. und Helmut Schmidt). Die Arbeit entstand in einem anderen Forschungs­verbund, dem Exzellenz­cluster „Religion und Politik“ in Münster bei Martina Wagner-Egelhaaf.
Mit diesem theoretischen Rüstzeug fiel der Wechsel von Münster nach Siegen, als Wissen­schaft­licher Mitarbeiter von Niels Werber, nicht schwer. Von dieser Stelle aus habe ich das DFG-Projekt „Szenarien der Post­souverä­nität in der deutsch­sprachigen Gegen­warts­literatur“ (2018–2021) einge­worben. Außer­dem war ich Fellow im Nach­wuchs­netzwerk des Zentrums für inter­diszipli­näre Forschung (Biele­feld).
Die Debatten über das Populäre begannen 2016. Es erschien ein erster Aufsatz zur „Unter­scheidung von Pop und Populär­kultur“. Um die Begriffs­geschichte des Popu­lären, die Auf- und Abwer­tungen des Begriffs zwischen ‚hoher‘ und ‚niederer‘ Kultur geht es in dem Buch Populäre Kulturen zur Einführung (Hamburg 2018, zus. mit Niels Penke). Insbeson­dere interes­sieren mich Listen, die Popu­larität ordnen, sortieren und behaupten. Zu Bestseller­listen habe ich in der ersten Förder­phase des SFB (2021–2024) im Rahmen der Coope­rative Research Group „Listen, Rankings, Charts. Zur Behaup­tung von Popu­larität“ geforscht: „Bestsellerlisten in Theorie und Empirie. Ansätze einer Literatursoziologie des Populären“ (2024).

Nun untersuche ich im Teilprojekt A02 „Pop-Ästhetiken“ zusammen mit Thomas Hecken, wie sich inner­halb des Pop-Bereichs Wider­stand gegen das Popu­läre formiert. Der Wider­stand des Under­grounds, des Sub­versiven, des Coolen, Hippen, Queeren richtet sich nämlich zumeist gegen das, was nach­weislich populär ist, gegen das, was auf den Best­seller­listen, in den Charts und Rankings ganz oben steht. Warum und von wem werden Best­seller, Chart­erfolge oder Block­buster unter Verdacht gestellt? Wie verhalten sich Pop-Ästhe­tiken zu den Phäno­menen, die im SFB als Popu­larisie­rung zweiter Ordnung diskutiert werden, also zur Quanti­fizierung und zum Vergleich von Popu­larität in Listen? Die Ergeb­nisse des Projekts werden 2028 in einem Buch über die „Pop-Gegenkultur-Ästhetik“ im Bereich deutsch­sprachiger Gegen­warts­literatur nachzulesen sein.

Ich bin verheiratet und habe zwei Töchter.

Veröffentlichungen

Hula­palu. Zur Spra­che des Pop (2023)

Peer reviewed / Buch­ver­öf­fent­li­chung

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