Dr. Theresa Specht (Germanistische Medävistik)
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- 0271 740-5416
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- AH-A 017
Meinen Studienweg in den Fächern Germanistik und Philosophie trat ich 2010 mit der Überzeugung an, dass er mich bald in die Schule führen würde. Das Berufsziel Lehrerin rückte aber immer weiter in die Ferne, je mehr ich die Auseinandersetzung mit Forschung, den akademischen Diskurs und die unglaubliche Bandbreite der Literatur(wissenschaft) für mich entdeckte. Dass die Mediävistik meine Profession werden sollte, verdanke ich einigen besonders anregenden Seminaren (etwa zur mittelhochdeutschen Versnovellistik, der Utopie in der Frühen Neuzeit und dem Geschlechterdiskurs in mittelalterlicher Literatur). Nach dem Abschluss meines Studiums 2015 zögerte ich daher nicht lange, eine Promotion sowie eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Siegener Mediävistik anzutreten.
Schon während der Arbeit zum Baumgarten als Handlungsraum in der höfischen Literatur, war die mehr oder weniger offensichtliche Präsenz der mittelalterlichen Literatur und Kultur in moderner Fantasyliteratur ein Thema in der Siegener Mediävistik. Obwohl (oder gerade weil) ich als private Leserin bislang eher wenig Enthusiasmus im Bereich der Fantasy vorweisen konnte, faszinierte es mich, dass durch diese Indienstnahme des Mittelalters einerseits fantastische Welten entstehen, diese aber andererseits doch immer als ‚irgendwie mittelalterlich‘ erkennbar bleiben. In der ersten Projektphase arbeitete ich als Postdoktorandin unter anderem zu Aneignung von mittelalterlichen Erzählschemata sowie zur Popularisierung der Fantasyliteratur durch Buchumschlagästhetik und zum Phänomen des Wissens vom Populären. Immer wieder wurde deutlich: Wer sich für Fantasy und die Popularität des Mittelalters interessiert, muss den Blick über die Literatur hinaus auf die Bildmedien und die Franchises richten.
Deshalb widme ich mich in der zweiten Phase als Co-Projektleiterin der transmedialen Ausweitung des Erzählens in der Fantasy. Es gilt genauer herauszufinden, wie einzelne Produktionen innerhalb einer Storyworld aufeinander Bezug nehmen (etwa bei Prequels oder Sequels) und die Popularität ihrer Vorgänger ‚anzapfen‘ oder wie genau der Eindruck von Mittelalterlichkeit erzeugt wird. Ein Blick auf Serien wie „Game of Thrones“, „Rings of Power“oder „House of the Dragon“ legt die Vermutung nahe, dass die Mittelalterlichkeit durch Visualisierung in Film und Serie beträchtlich verstärkt wird. Neben meiner Tätigkeit im Projekt werde ich zudem die Forschungswerkstatt Fallanalysen leiten, die sich der Diskussion und Analyse von projektspezifischen Materialien in Text, Bild und Ton widmet.